Gedenken an Pfarrer Aloys Scholze

Lebendig erreicht ein solches Jubiläum niemand. Aber ein solcher Tag kann Anlass sein, eines bedeutenden Verstorbenen zu gedenken; zumal, wenn er in unserer Pfarrei Dienst getan hat. Vor 100 Jahren, am 7. August 1921, wurde der am 4. September 1893 in Dresden geborene Aloys Scholze zum Priester geweiht.

Die Pressestelle des Bistums Dresden-Meißen schreibt dazu: „Aloys Scholze wuchs in Dresden auf und studierte in Breslau Theologie. Sein Studium wurde durch den 1. Weltkrieg unterbrochen, den er als Soldat in Frankreich miterlebte. Ins Priesterseminar Paderborn wurde er nach der Rückkehr vom Militär und Beendigung des Studiums 1920 aufgenommen und am 7. August 1921 zum Priester geweiht. Eine Woche später feierte er seinen ersten Gottesdienst in der Kapelle des Josefinenstifts in Dresden. Am 1. September trat er als Kaplan seine erste Stelle in der St. Elisabethgemeinde in Gera an, wo er 5 Jahre wirkte. Die Chronik vermerkt seinen besonderen Einsatz in der Jugendseelsorge und Vereinstätigkeit.“

Seine zweite Kaplansstelle war Leipzig-Lindenau, ehe Scholze 1928 als Seelsorger nach Kunnersdorf a. d. E. kam. Von 1931 bis 1941 versah er das Pfarramt in Leutersdorf. Nach der Machtübernahme der Nazis half er Verfolgten und Regimegegnern bei der Flucht über die nahe gelegene Grenze zur Tschechoslowakei, insbesondere 1933 Helmut Klotz (SPD), der zunächst ein begeisterter Hitler-Anhänger war, später aber zu dessen erbittertem Gegner wurde. Scholzes Motto wird so überliefert: „Es wird nicht politisiert, es wird geholfen“. Allen Verboten zum Trotz betreute er bis zu seiner Verhaftung Zwangsarbeiter seelsorglich und feierte im Kriegsgefangenenlager Heilige Messen auf Französisch. Im Mai 1941 wurde er deswegen und wegen seiner regimekritischen Predigten verhaftet und ins KZ Dachau gebracht. Dort verstarb er krank und entkräftet am 1. September 1942.

Seine Asche wurde damals auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden beigesetzt. Die Urnen von Aloys Scholze sowie seiner beiden ebenfalls in Dachau umgekommenen Mitbrüder Alois Andritzky und Bernhard Wensch wurden am 5. Februar 2011 in einer feierlichen Prozession vom Friedhof zur Hofkirche überführt. Seither werden die drei Urnen auf Dauer in einem Schrein in der Kathedrale aufbewahrt.

In der Heiligen Messe am Sonnabend, den 7. August 2021 um 17.30 Uhr werden die Bernstädter ihres ehemaligen Seelsorgers gedenken und Gott bitten, dass er ihm seinen Einsatz und sein Zeugnis für Gerechtigkeit und Nächstenliebe reich in der Freude des Himmels lohne.

Text: Pfr. Michael Dittrich
Foto: Gedenktafel an Aloys Scholze in Leutersdorf – Quelle: http://www.pfarrei-leutersdorf.de/

Ökumenischer Gottesdienst zum Weltgebetstag der Frauen in der Zittauer Johanniskirche am 5. März 2021

Der Weltgebetstag - Frauen aller Konfessionen laden ein - hatte diesmal Vanuatu zum Thema: Südseeparadies mit wundervoller Natur und glücklichen Menschen. Aber auch das Land, welches stark von Naturgewalten, vom Klimawandel und von Gewalt gegen Frauen betroffen ist.

Leider darf im Gottesdienst nicht gemeinsam gesungen und laut gebetet werden.

» Weltgebetstag

Fotos: Bernhard Pflug

Lectio-divina-Projekt 2020

Weltweite Aktion

Im Jahr 2020 fallen zwei große Jubiläen zusammen: das 50-jährige Bestehen der Internationalen Katholischen Bibelförderation und der 1600. Todestag des hl. Kirchenvaters Hieronymus, der als Übersetzer der Bibel in ein allgemeinverständliches Latein in die Geschichte einging. So lag es nahe, das Festjahr in besonderer Weise der Heiligen Schrift zu widmen. Und so wurde weltweit ein Jahr des Wortes Gottes ausgerufen.

Das Katholische Bibelwerk hat aus diesem Anlass ein Projekt gestartet, das Lesen der Heiligen Schrift wieder stärker nach der Art zu fördern, wie sie seit rund zweitausend Jahren vom Mönchtum praktiziert wird. Diese besondere Form der Schriftlesung trägt den lateinischen Namen „lectio divina“ (wörtlich übersetzt: „göttliche Lesung“) und meint das persönliche Bibellesen mit dem großen Herzenswunsch, Gott tatsächlich in seinem Wort zu begegnen. Dazu wurde eigens eine LECTIO-DIVINA-Bibel herausgegeben, die mit Leitfragen und Impulsen das Gespräch mit dem Wort Gottes unterstützen will.

Wir machen mit

Die Pfarrei „St. Marien“ Zittau hat sich dieser weltweiten Initiative mit einem eigenen Projekt angeschlossen. Vorrangiges Ziel war es, jene zu unterstützen, die sich von Februar bis Oktober 2020 auf eine intensive Zeit mit der Bibel einlassen und dabei selbst die lectio divina in der monastischen Tradition praktizieren wollten.

Jeder für sich allein
Die lectio divina ist in der ursprünglichen Form keine Gruppenveranstaltung. Ganz im Gegenteil. In der Benediktsregel wird den Mönchen explizit eine Zeit freigeräumt, die sie ganz für sich und die lectio divina haben sollen. Insofern hat jeder, der sich bei dem Pfarrei-Projekt beteiligte, in erster Linie für sich allein gelesen.

Und doch in Gemeinschaft
Das sollte aber nicht heißen, dass die Teilnehmer sich selbst überlassen wurden. Monatlich gab es eine fachkundige Anleitung von Pfr. Michael Dittrich und Jeannette Gosteli mit folgenden Bestandteilen.

  • Informationen zur lectio divina aus den Quellen der christlich-spirituellen Literatur
  • Theologisches und geschichtliches Hintergrundwissen zum Text, der für die monatliche lectio divina vorgeschlagen wird
  • Praktische Hinweise für das eigene Lesen
  • Eingehen auf ggf. auftretende Schwierigkeiten
  • Bei Interesse individuelle Begleitung

Lektüre
Jeden Monat wurde ein neues biblisches Buch bzw. ein Abschnitt daraus für die persönliche lectio divina vorgeschlagen. Diese recht umfangreiche Textauswahl war jedoch nicht verpflichtend, sondern soll eher als Hilfe angesehen werden, die passende Lektüre für die eigene geistliche Schriftlesung zu finden. 

Treffen
Im Zeitraum des Pfarrei-Projekts gab es mehrere Treffen. Sie waren ursprünglich monatlich vorgesehen. Aufgrund der Corona-Pandemie musste jedoch von März bis Juni darauf verzichtet werden.

Hl. Dominikus bei der lectio divina – Fresko im Museum San Marco Florenz

Das Besondere an der lectio divina

Mit der Praxis der lectio divina zu beginnen, erfordert vor allem die Bereitschaft und auch ein wenig Mut, sich auf Neues einzulassen. Denn diese spirituelle Übung unterscheidet sich deutlich von den Gewohnheiten in unserem Alltag. Die fünf wichtigsten Besonderheiten seien hier kurz aufgeführt.

Lesen mit einer anderen Intension
Das meiste, das wir lesen, dient entweder der Information bzw. Bildung oder der Unterhaltung. Doch die lectio divina hat einen anderen Anspruch: Sie ist darauf angelegt, Gott zu begegnen. Diese Intension gründet in der Vorstellung einer wirklich lebendigen und liebenden Beziehung zwischen Gott und Mensch. Immer wieder wird im Mönchtum betont, dass eine solche Annäherung an Gott das alles bestimmende Ziel des monastischen Lebens ist. Letztlich sind wir alle aufgerufen, ein Leben zu führen, in dessen Mitte die Suche Gottes steht. Wer diesen Ruf vernimmt, kommt um die lectio divina nicht herum.

Nicht nur mit Augen und Verstand
Das reine Lesen – auch, wenn es langsam und aufmerksam angegangen wird – trifft noch nicht die eigentliche Intension der lectio divina. Vielmehr geht es bei der geistlichen Schriftlesung um das Hören. Deswegen lesen die Mönche oft laut oder halblaut, um tatsächlich Gottes Wort mit den Ohren aufzunehmen. Mehr noch: Es gilt, den verborgenen Klängen zu lauschen und dabei den Sinn der göttlichen Schriften zu suchen. Und bei dieser Suche wird uns das eigene Herz dienlicher sein als unser noch so gut geschultes Denkvermögen. Denn Gott – so sind sich die Mystiker aller Zeiten einig – spricht vor allem von Herz zu Herz.

Weniger selbst formen, als geformt zu werden
In ähnlich radikaler Weise muss auch das heutige Selbstverständnis korrigiert werden, bei dem sich der Mensch vordergründig als einer versteht, der am liebsten alles selbst in die Hand nimmt. Die lectio divina verlangt vom Übenden eher die Bereitschaft, sich zurückzunehmen und sich ganz dem Wirken Gottes zu überlassen.

In Stille und Abgeschiedenheit
Die vielleicht größte Herausforderung für den Einsteiger in die andere Art des Bibellesens wird heutzutage meistens die Ungestörtheit sein. Nicht umsonst haben sich viele Gottsucher in einsame Gegenden und hinter Klostermauern zurückgezogen. Wer die lectio divina praktizieren will, wird neue Prioritäten setzen und für geistliche Übungen Zeiten und Orte freilenken müssen. Er wird Geduld mit sich haben müssen, bis es still genug ist, um Gott bei der lectio divina in, zwischen und hinter den Zeilen zu entdecken.

Immer und immer wieder
Mehr noch als in früheren Jahrhunderten ist der moderne Mensch gewohnt, alles möglichst schnell und effizient zu erledigen. Er ist eher geneigt, Texte zu überfliegen, als sie in Mönchsart immer wieder aufs Neue zu lesen und auswendig zu lernen. Die lectio divina bleibt eine lebenslange Aufgabe.

Begleitmaterial

Verheißung an Abraham - Detail aus der Wiener Genesis, Cod. Theol. gr. 31, fol. 4v